Eine Bewertung von 6 Millionen € ruft das Berliner Studio Zeedz in der Höhle der Löwen auf – beißen Maschmeyer, Dümmel & Co. an?
Update vom 17. Oktober 2023: Die 14. Staffel des VOX-Formats Die Höhle der Löwen endete mit dem Pitch von Zeedz-Gründer Sven Junglas und einer Premiere: Denn erstmals haben sich alle fünf ‚Löwen‘ gemeinsam an einem einzigen Startup beteiligt. Allerdings muss Junglas 25 Prozent der Anteile an seiner GmbH abgeben – deutlich mehr als die angepeilten 10 Prozent (weitere Details).
Meldung vom 16. Oktober 2023: Auf das Staffelfinale der VOX-Gründer-Show Die Höhle der Löwen am heutigen Montagabend dürfte auch die Games-Branche mit Interesse blicken: Denn die Berliner Zeedz GmbH will mit der gleichnamigen Spiele-App das Bewusstsein für den Klimawandel schärfen.
Seit 2021 arbeitet Sven Junglas mit seinem Team an dieser Idee – in der Höhle der Löwen muss er unter anderem darlegen, warum seine Firma 6 Millionen Euro wert ist.
Kern der Spielmechanik sind knuffige Pflanzen-Figuren: Diese Zeedles wollen wie ein Tamagotchi umhegt und gepflegt werden und reagieren auf klimabedingte Echtwelt-Ereignisse. Von ähnlich gelagerten Spielen unterscheidet sich Zeedz außerdem dadurch, dass das Produkt – auch – auf NFTs, also digitale Unikate, setzt: Denn die Figuren lassen sich optional auf einem Blockchain-Marktplatz kaufen und verkaufen – der ‚Wert‘ ergibt sich unter anderem daraus, wie selten eine Spezies auftritt. Dass damit auch Risiken und Nebenwirkungen verbunden sind, zeigt das Kleingedruckte auf der Zeedz-Website.
Ob es letztlich zu einem Deal mit den ‚Löwen‘ Carsten Maschmeyer, Ralf Dümmel, Nils Glagau, Dagmar Wöhrl und/oder Tillman Schulz gekommen ist, lässt sich heute Abend ab 20:15 Uhr bei VOX und beim Streaming-Dienst RTL+ verfolgen. Parallel zur Ausstrahlung in Die Höhle der Löwen wird Zeedz in den Appstores scharf geschaltet.
Im Vorfeld der Show hat sich Sven Junglas den GamesWirtschaft-Fragen gestellt.
Zeedz in der Höhle der Löwen: „Wir sind kein Öko-Nischen-Game“
GamesWirtschaft: Sven, Ihr bewerbt Zeedz als erstes Play-for-Purpose-Spiel – laut Pressetext „das erste Spiel, das jemals für einen bestimmten Zweck entwickelt wurde“. Tatsächlich gibt es auf dem Markt ja bereits eine Fülle an Spielen mit „purpose“: Aus- und Fortbildung, Gesundheit, Inklusion. Was macht euer Produkt anders und besonders?
Junglas: Super Punkt und erstmal vorweg: absolut richtig, was du sagst. Auf jeden Fall gibt es Spiele oder spielerische Ansätze mit einem Sinn dahinter. Hier hätte der Text vielleicht etwas trennschärfer formuliert sein sollen – beziehungsweise glaube ich, dass die deutsche Übersetzung hier ein wenig hinkt. Wir sind ja noch eine recht junge Firma und können da sicher noch dazulernen, hier klarer zu kommunizieren.
Zur Frage: Wir haben uns vor zwei Jahren den Term “Play-for-Purpose” ausgedacht, den es so bisher noch nicht gab, und der unserer Definition nach Folgendes aussagen soll: Du spielst einfach ein Spiel, das in allererster Linie einen Haufen Spaß macht. Du bist von der Welt, der Story, dem Game an sich begeistert, so dass du auch einzig und allein wegen dem reinen Spielspaß dabei bleibst, und ganz nebenbei tust du etwas Gutes beziehungsweise verfolgst ganz automatisch einen größeren, wichtigen Purpose – in unserem Fall den Kampf gegen den Klimawandel.
Wir wollen in den breiten Mainstream und das Monster-Sammel-Spiel unserer Zeit werden – kein Öko-Nischen-Game, um es mal frech auszudrücken.
Es gibt natürlich Spiele, die einen gewissen Zweck oder guten Gedanken verfolgen, aber das dennoch eher auf eine Art und Weise tun, wo eher einzelne Gamification-Elemente verwendet werden, um Lerninhalte oder Ähnliches herüberzubringen. Wir definieren Play-for-Purpose aber anders!
Anders ausgedrückt: Wenn du dir im App-Store jetzt die Top-50-Charts der Spiele anguckst – findest du dort ein einziges, das einen guten Zweck verfolgt? Ich glaube eher nicht – und das ist genau unser Punkt: Warum kann man die starke Reichweite und Power von echtem Gaming, das einfach nur Spaß macht – und daher entsprechend in der Breite Anklang findet – nicht nutzen, um damit auch etwas Gutes zu tun? Warum integrieren nicht mehr Mainstream-Spiele einen gesellschaftlichen Mehrwert, der über das reine Spielen hinausgeht?
Genau das ist unsere Definition von Play-for-Purpose.
Und bitte nicht falsch verstehen: Ich bin selber passionierter Gamer, von Counter-Strike 1.5 über World of WarCraft bis hin zu FIFA und Elden Ring – es ist fantastisch, wenn Spiele einfach nur Spaß machen und keinen weiteren Purpose erfüllen. Das ist ja in sich schon ein toller Purpose. Dennoch glauben wir eben, dass da draußen Platz für mehr “Play-for-Purpose” in unserem Sinne ist.
Gründer Junglas: „Meine Oma spielt Zeedz!“
Ihr setzt auf Blockchain-Technologie und NFTs. Die dafür eingesetzten Kryptowährungen haben mit Blick auf ihren enormen Energiebedarf keinen allzu guten Ruf. Nun soll Zeedz ausgerechnet ein Bewusstsein für Klimaschutz und Klimawandel wecken – wie passt das zusammen?
Vorneweg: Zeedz ist heute kein Blockchain-/NFT-Game.
Es ist richtig: Wir kommen ein bisschen aus diesem Bereich beziehungsweise haben zu einer Zeit gestartet, wo das ganze Thema noch ein bisschen heißer lief. Und ich persönlich glaube auch immer noch, dass es sehr coole Benefits von Blockchain gibt, die man für sein Projekt punktuell nutzen kann – mit Betonung auf Nutzen, und nicht, um bei einem Hype mitzulaufen oder um der Technologie willen, sondern weil es wirklich etwas bringt.
Jetzt haben wir 1,5 Jahre an Zeedz gebastelt und bringen am 16. Oktober ein Mainstream-Casual-Game für wirklich jeden in die App-Stores. Das heißt zum Beispiel:
- Das Spiel ist Free2Play im App Store herunterladbar.
- Alle Spielefiguren und Bestandteile des Spiels haben erstmal nichts mit Blockchain zutun, sind keine NFTs, nichts ist on-chain.
- Ich kann das Spiel für immer ohne Blockchain-Bestandteile zocken, und zwar ohne, dass ich davon einen Nachteil hätte. Ich kann alle 140+ Zeedles sammeln, pflanzen, kämpfen etc.
- Natürlich gibt es normale In-App-Käufe, aber auch die sind optional – ich kann auch einfach nur spielen und mir damit alles nach und nach freischalten.
- Man braucht weder ein Wallet noch sonst irgendetwas in die Blockchain-Richtung, um zu starten und Zeedz zu spielen. Meine Oma spielt Zeedz!
Und dann zusätzlich, und nur, wenn man das aus eigener Motivation möchte, kann man sich – in einem klar gekennzeichneten Bereich der App beziehungsweise der Website – .die Zeedles, also die Spielfiguren, auch als streng limitierte NFT-Versionen holen, die man dann auch handeln kann, und so weiter.
Aber das ist absolut optional – wir pushen niemanden in diese Richtung und es gibt keinen Bestandteil des Spiels, der nur mit NFTs zugänglich wäre.
Zur Frage: Kryptowährungen oder Blockchains – zumindest einige – haben völlig zurecht einen schlechten Ruf in punkto Energiebedarf. Es ist aber ganz wichtig, dass man hier genau hinguckt: Es ist nicht die Blockchain-Technik, die der Klimakiller ist, auch wenn das medial gerne vereinfacht so dargestellt wird. Sondern es sind vor allem Proof-of-Work Blockchains wie zum Beispiel Bitcoin – und selbst Proof-of-Stake Varianten wie Ethereum sind auch nicht immer super energieschonend.
Wir haben uns für unseren Blockchain-Part die zumindest damals nach unserer Recherche energieeffizienteste Blockchain überhaupt ausgesucht: die FLOW Blockchain. Hier gibt es offizielle Untersuchungen, die beispielsweise herausgefunden haben, dass einen NFT auf FLOW zu minten weniger Energie verbraucht als eine einzige Google-Suche zu tätigen – wie diese Analyse zeigt.
Man kann das Gespräch also absolut führen, dass es doch auch klimaschädlich ist, was wir machen, aber dann muss man Technologie als Ganzes mit in die Diskussion aufnehmen, und nicht Blockchain, wie wir sie nutzen.
Uns ist es bei allem super wichtig, transparent zu sein. Auf unserer Mission-Seite findest du unter anderem auch den Link zu unserem CO2-Balance-Sheet. Hier findest du exakt aufgelistet, welche Emissionen wir voraussichtlich im kommenden Jahr verursachen – und was wir planen, einzusparen.
Die Skepsis der Gamer gegenüber Krypto-Spielen ist groß – marktführende Publisher haben sich aus dem Segmenten vorerst zurückgezogen. Bekannte Games-Unternehmer halten Blockchain und NFTs im Zusammenhang mit Computerspielen für „Unfug“ – für die „Lösung eines Problems, das keiner hat“. Argument: Alle Mechaniken – der Marktplatz, der Handel und so weiter – ließen sich auch mit einer schlichten Datenbank abbilden und umsetzen. Was spricht aus eurer Sicht zwingend für eine Blockchain?
Ich finde, dass die Skepsis berechtigt ist, wenn man sich die Landschaft heute beziehungsweise in der Vergangenheit angeguckt hat. Es gibt tolle Projekte, die etwas Sinnvolles mit Blockchain-Technik anbieten, und solche, die einfach nur zum Beispiel um des damaligen NFT-Hype Willens draufgesprungen sind – letzteres hat wohl eher keine Zukunft.
Ich finde da den Vergleich zum aktuellen Hype um AI (Künstliche Intelligenz, Anm. d. Red.) nicht schlecht – auf einmal hat jedes Tool einen AI-Bestandteil. Wer AI nicht in der Headline erwähnt, ist nicht up-to-date, kriegt schwieriger Funding, und so weiter.
Natürlich kann man die Technologien an sich nicht vergleichen, aber wie gesagt, mir geht es um den Hype-Charakter. Und irgendwann gibt’s dann einen “gesunden Rückbau” und es bleiben die Projekte übrig, bei denen die Technik wirklich einen Mehrwert stiftet – Ähnliches ist aus meiner Sicht im Blockchain-Bereich bereits passiert beziehungsweise passiert immer noch.
Wie erwähnt: Wenn wir nur über den NFT-Bestandteil sprechen, ist das ein optionaler Sammler-Aspekt unseres Spiels. Wer’s machen will, kann’s machen, und wer nicht, der nicht – alles wunderbar!
Ich persönlich finde es zum Beispiel eine sehr coole Ergänzung, wenn man NFTs so einsetzt, wie wir das machen, und glaube daran kann man auch eher wenig Kritisches finden. Das Coole ist zum Beispiel auch, dass die NFT-Versionen unserer Zeedles auf allen möglichen Marktplätzen gehandelt werden können, und nicht nur auf unserem.
Generell soll uns Blockchain in der Zukunft auch noch den Vorteil liefern, dass die Beträge für grüne Projekte, die wir ja abgeben – also 10 Prozent von unserem Umsatz sowie 50 Prozent all unserer Marketplace-Erlöse – transparent von A bis Z getrackt werden können. Das ist eine tolle Ergänzung für unseren Bereich der Finanzierung von nachhaltigen Projekten.
Und um die letzte Frage noch zu beantworten: Generell ‚zwingend‘ spricht erstmal gar nichts für Blockchain – wie beschrieben: Wenn Aspekte für dein Projekt Sinn machen, dann bau sie ein, wenn nicht dann nicht.
Euer Entwicklerteam besteht laut Website vorwiegend aus Profis, die dem Krypto-, Finance- und Tech-Spektrum zuzuordnen sind – Spiel-Designer mit Branchen-Erfahrung sind nur vereinzelt aufgelistet. Kurzum: Warum ‚könnt‘ ihr Games?
Unsere Lead Game Designerin Mendie hat sehr viel Erfahrung, über 10 Jahre als Unity Game Designer, allein 4 Titel selbst rausgebracht, und war bei IGG. Ich selbst hab vorher 6+ Jahre lang Animation & Storytelling hauptberuflich gemacht. Unsere Lead Designerin Ana hat auch viel Gaming-Erfahrung. Das alles ist schonmal eine gute Kombi, zusätzlich zu den weiteren Tech- und Businesserfahrungen im Kernteam.
Dazu haben wir supergute Game Designer, mit denen wir extern zusammenarbeiten. Wir sind ja noch ein superjunges Startup und ganz am Anfang unserer Reise – da kann man leider das interne Team noch nicht riesig aufblasen.
Aber mal schauen, wohin unsere Reise noch geht.
Author: Emma Simmons
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